Heide Simon liest ...
Zur Person
Das "Echolot"-Projektvon Walter KempowskiEs liest: Heide Simon
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Walter Kempowski erzählt von einem Winterabend im
Gefängnis Bautzen, in dem er wegen Spionage gegen die Sowjetunion
inhaftiert war, er erzählt von dem Summen der Stimmen im Gefängnishof ,
vom Durcheinander der Stimmen, einem babylonischen Chorus, seit Jahren
ausgesendet, aber für immer verloren, ohne daß ihn jemand wahrgenommen
oder entschlüsselt hätte. "Diese Stimmen", sagt Kempowski,
"sind für immer verweht und die Toten behalten ihre Erfahrungen für
sich."
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Im "Echolot" sammelt er nun die
Hinterlassenschaften ein, eine Art des Totengedenkens an die, die den
furchtbaren 2.Weltkrieg erlebt haben, man hört die Stimmen der Toten, die
derer,die bald sterben werden und die derer, die überleben werden. Man
hört die Stimmen der einfachen Soldaten in Frankreich, Norwegen und
Stalingrad, die Stimmen, derer, die die Befehle gaben, die Stimmen der
Menschen zuhause, die sich um Väter , Männer und Brüder sorgen, die
Stimmen der Ignoranten , die Stimmen der Künstler und die Stimmen der
Gläubigen - die Stimmen des kollektiven Bewusstseins. Am "Echolot" fasziniert das Prinzip der Gleichzeitigkeit und die Relativität der individuellen Erfahrung.; es umfasst die Zeit von Januar 1943 bis Februar 1943 und April-Mai 1945. Das gesamte Werk besteht aus 8 Bänden.
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Der Lesungszyklus von Heide Simon umfasst in der originalen
Konzeption acht Lesungen. Die ersten vier Lesungen beschränken sich auf
den Anfang des Jahres 1943. Die zweiten vier Lesungen auf den April und
Mai des Jahres 1945. Die Aufteilung auf zwei Zyklen ist schon allein wegen
der Fülle des Materials von Nöten, aber auch, um den Zuhörern und
Zuhörerinnen einen Eindruck vom Summen der Stimmen im ersten Vierteljahr
des Kriegsjahres 1943 und in den letzten zwei Monaten April und Mai 1945
zu geben, die informieren, erschüttern, erhellen und aufrütteln. Ein
Durcheinandergerede, ein Gewirr von Meinungen, in dem Haupt- und
Nebenstimmen nicht zu unterscheiden sind.
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Ganz nach Wunsch und der individuellen Zusammensetzung der Zuhörerschaft bietet Heide Simon das "Echolot" auch gekürzt an, entweder jeweils zwei Stunden 1943 und zwei Stunden 1945 oder zwei Abende jeweils 1943 und 1945. |
DER SCHNEE FÄLLT NICHT HINAUF ...Eine WeihnachtslesungEs lesen: Heide Simon / Hermann Treusch
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Heide Simon stellte diesen besinnlichen, heiteren und
poetischen Abend zusammen in Auftrag der Volksbühne Berlin im Jahr
2008.
Damit der Abend die Besucherinnen und Besucher nicht nur nachdenklich, sondern auch fröhlich entläßt, hat Heide Simon sehr unterschiedliche Autoren ausgewählt. Umrahmt und untermalt wird der Abend mit der live Musik von Till Schwabenhauer. |
1. | Peter Handke | Lebensbeschreibung |
2. | C.D.Schubart | Der Hirten Lied |
3. | Erich Mühsam | Heilige Nacht |
4. | Rosa Luxemburg | An Sophie Liebknecht |
MUSIK |
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5. | Erich Kästner | Weihnachtslied, chemisch gereinigt |
6. | Robert Walser | Der Schnee fällt nicht hinauf |
7. | Georg Trakl | Ein Winterabend |
8. | Hans Fallada | Weihnachten der Pechvögel |
9. | Ch.Morgenstern | Der Seufzer |
10 . | F.W. Bernstein | Vorbereitungen auf den Winter |
MUSIK /PAUSE |
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11. | Herzmanovsky- Orlando | Onkel Toms verpatzter Heiliger Abend |
12. | Heinrich Böll | Monolog eines Kellners |
13. | Heinz Erhardt | Die Weihnachtsgans |
14. | Thornton Wilder | Die Flucht nach Ägypten |
MUSIK |
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15. | Robert Gernhardt | Weihnachtshase |
16. | H.D.Hüsch | Die Bescherung |
17. | Robert Walser | Schnee |
WEIL ER WEISS DASS ICH IHN LIEBE -
GOETHE UND SEIN BETTSCHATZ
Lesung aus GOETHES EHE IN BRIEFEN
Sprecher: Heide Simon und Manfred Andrae
Dauer: 1 Stunde und 30 Minuten
„Es war damals, dass Goethe zur händeringenden Verzweiflung seiner
Iphigenie, der Frau von Stein, und zur Entrüstung aller Leute von Stand und
Moral ein kleines Blumenmädchen, sehr hübsch und gründlich ungebildet, un bel
pezzo di carne, Christiane Vulpius mit Namen, als Bettschatz zu sich nahm, ein
Verhältnis von herausfordernder Libertinage.. das die Gesellschaft weder ihm
noch ihr jemals verzieh“.... So Thomas Mann in seiner Phantasie über
Goethe.Dass Goethe nicht die fein gebildete Frau zur Lebensgefährtin wählte,
die seine Mit- und Nachwelt für die Beste hielt, mochte man dem Dichter nicht
vergessen.
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Ein Naturwesen - dafür entschied Goethe sich, das von der Gesellschaft
zurückgewiesen wurde, - die Vulpius, schon ihr Name gab Vorwand zu vulgären
Bemerkungen, - vor allem aber wurde sie abgelehnt, weil Christiane aus einfachen
Verhältnissen kam, weil sie ein ungebildetes Wesen war. |
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Einst erschien sie auch mir, ein bräunliches Mädchen, die Haare Kurze Locken ringelten sich ums zierliche Hälschen, Und ich verkannte sie nicht, ergriff die Eilende; lieblich O wie war ich beglückt! |
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Es ist Christianes Unverstelltheit, ihre Nähe zur Natur, die Selbstverständlichkeit ihres Daseins, ohne Verstellung und Verkleidung, die Goethe entzückt. Und dazu gehört Christianes unbekümmerte und fröhlich ausgelebte Sinnlichkeit. | |
"Ich darf es manchmal gar nicht sagen," klagt Charlotte von Schiller, "wie mich doch des Meisters Lage einengt und im Innern schmerzt; denn mir deucht, ich fühle zuweilen in seiner Seele, dass er irre in sich ist. Welcher Dämon hat ihm diese Hälfte angeschmiedet.?""Eine gemeine Hure" hat die Frau von Stein sie einmal genannt. Die Missbilligung seiner Verbindung durch die Weimarer Gesellschaft hat Goethe stets ignoriert.1792 beginnt der unvollständig erhaltene Briefwechsel zwischen Goethe und Christiane Vulpius. Goethe hat die Briefe (die sie zum Teil diktiert haben, Goethe seinem Sekratär, die Vulpius einem vertrauten Schreiber ; es sind etwa 600) aufbewahrt, als er in seinen letzten Lebensjahren seinen Nachlass ordnete. Frühere Briefe allerdings hatte er verbrannt. |
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